Heimatverein Schildesche

An jedem ersten Samstag im Monat

Führung durch den historischen Ortskern

Treffpunkt Portal Stiftskirche, 11:30 Uhr

Kostenbeitrag 5 .- €,

Dauer ca. 1,5 Stunden  

Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Das Königreich Westphalen brachte 1808 manche Neuerung für die Schildescher mit sich, vor allem viele neue Titel und Bezeichnungen:

Das Königreich Westphalen wurde in Departements, Districte, Cantons und Municipalitäten getheilt; wir kamen zum Weser-Departement. Aus unserm Justiz- und Polizei-Amtmann Reuter wurde nun ein Friedens-Richter, aus dem Actuarius Eggersmann ein Greffier, aus dem Untervogt ein Huissier, und es kam an die Stelle des verstorbenen Untervogt Steffen der bisherige Untervogt Kley. Das administrative Fach wurde dem Stifts-Amtmann Lampe unter dem Titel Maire übertragen. Mairie Secretair wurde ein gewisser Rahtert aus Minden und der Bauerrichter Kralemann wurde Mairie-Diener. Wir sahen eine Gemeinde-Kasse entstehen, Rendant derselben wurde der zeitige Mairie-Secretair. Dem Maire gab man Municipalräthe zur Seite.

Die erste Municipalität Schildesche bestand aus den Bauerschaften Weichbild Schildesche, der Stifts- und Königlichen Arrode, der Bauerschaft Schildesche, Brake und Theesen; zur zweiten Municipalität Diebrok gehörten die beiden Bauerschaften hiesiger Gemeinde Vilsendorf und Gellershagen und die nach Herford eingepfarrten Bauerschaften Laar, Eickum und Diebrok mit den adlichen Häusern Hegde und Stedefreundt, welche der Maire und Justiz-Kommissair Punge zu Herford administrirte.
Unterm 2ten März 1809 aber wurde die zweite Municipalität mit der ersten vereinigt. Die Französischen Gesetze wurden eingeführt. Steuer-Erheber wurde der Küster Schwengeler.

Die alte Contribution blieb als Grundsteuer und es musste außerdem Personal- und Patentsteuer bezahlt werden, welche p.p. 6624 Franken betrug. Es wurde eine gezwungene Anleihe von 20 Millionen Franken ausgeschrieben, wozu die Gemeinde 11300 Franken hergeben mußte. Der Geburtstag des Königs Hieronymus Napoléon mußte gezwungen in der Kirche gefeiert werden.
Das Conscriptions-System wurde eingeführt, das heißt alle jungen Männer von 20 Jahren an mussten ohne Unterschied des Standes und Ranges Soldaten werden. Schmerzliche Wunden wurden dadurch manchem Vater- und Mutterherzen geschlagen; indeß war es den Eltern erlaubt, einen Stellvertreter zu kaufen. Dies thaten hier mehre Colonen und die Stellvertreter wurden zu
200 bis 600 Thaler gekauf.

Im Februar war der bekannte, von gewesenen Preußischen Soldaten, die Napoléon, wie sie sagten, nicht ferner dienen wollten, erregte sogenannte Forkenkrieg. Von den Schildeschern nahmen nur wenige – zwar noch gezwungen – Antheil daran. Der polnische Rittmeister von Dombrowsky kam mit etwa 30 leichten Cavalleristen hierher, zerstreute die bei Meyer zu Altenschildesche versammelten Rebellen, machte einige Gefangene und schickte diese nach Bielefeld, damit hatte der Lärm für nun wenigstens sein Ende.

Der Leinenhandel ist aufs äußerste gesunken, da durch die kriegerischen Conjuncturen die Versendungen zur See gesperrt sind und Spinner und Weber gerathen immermehr in Armuth.

UIm Monat August diesen Jahres hatten nicht unbedeutende Einquartierungen
von kaiserlich französischen Cavalleristen statt, welche auf dem Marsche nach Wesel begriffen, und zu starken Vorspannleistungen die Veranlassung waren, wodurch die hiesigen Eingesessenen sehr gedrückt wurden.

In eben diesem Monat ist bei der Wittwe Commerciantin Borgstedt hieselbst ein starker Diebstahl vorgefallen, man ist aber dem Diebe nicht auf die Spur gekommen.

Die Abschrift erfolgte getreu dem Original.